Party.San-Breslau

Erster Wegpunkt der Reise war ein Metal-Festival in Ostdeutschland.
Weniger wegen der Musik, aber aufgrund der Tatsache, dass noch 3 andere Verrückte mit ähnlichen Lkw’s mit dabei waren.

Und wenn es die Möglichkeit gibt, sich schon um 11 Uhr morgens völlig schamlos zusammen eine Bierdose aufzumachen,sollte man das auch nutzen.

Noch besser war die Tatsache, dass es zwischendurch kräftig geregnet hatte und die ganzen Zeltschläfer gnadenlos abgesoffen sind.

Man selber macht die Standheizung an, sitzt mit den Kumpels im Trockenen und hofft auf noch schlechteres Wetter 😀
Das blöde speziell an Metal-Festivals ist allerdings, dass sich a) generell wenig Damen herumtreiben (<10% ) und b) von den wenigen quasi alle vergeben oder absolut
unansehnlich sind.

Eine Nachbarin hat sich aufgrund Ihrer vielen Piercings bei jeder Bewegung angehört wie ein Schellenbaum.
Die anderen Nachbarn waren allerdings sehr clever. Waren mit einem Ducato Kasten unterwegs und hatten einen Kühlschrank auf den Rücken gelegt, alle Öffnungen bis auf den
Deckel verschlossen und einfach Stickstoff eingefüllt. Damit war für 4 Tage kaltes Bier (ohne Dosenpfand, sind ja Österreicher) garantiert. Allerdings gab es den ernst gemeinten
Ratschlag, beim Öffnen des Kühlschranks die Luft anzuhalten, da einem sonst schwindelig werden konnte. Also auch keine Dauerlösung mit dem Stickstoff 😀
Dank meiner Beobachtungsgabe konnte ich rausfinden, dass die Dixies allmorgendlich gegen etwa 11 Uhr frisch gemacht wurden. Gibt nichts Schöneres, als ein
frisch geputztes Klo benutzen zu dürfen. Die Kollegen berichteten von Dixies in Wacken, die wortwörtlich „übergelaufen“ sind.
Ich überlasse es der Fantasie meiner Leser, wie das wohl in der Praxis aussieht.
Der Rest war aber erstaunlich angenehm, die Leute schauen zwar böse aus, sind aber Herzallerliebst.

Bilder erspare ich euch. Die wenigen Fotos welche ich geschossen habe, sind entweder nicht Jugendfrei oder so schlecht, dass sich eine Veröffentlichung nicht lohnen würde

Weiter ging es nach Leipzig zu meiner Cousine. Quasi um sich langsam wieder an die Zivilisation zu gewöhnen. Dort wurden auch noch mal letzte Vorräte aufgestockt und sich für die weitere Reise vorbereitet. Dabei kam heraus, dass ich Mautpflichtig in Polen bin.

Das ist aber nicht das Problem. Was mir dermaßen in Europa auf den Keks geht, ist die Tatsache, dass man sich nicht auf ein! europaweites System einigen kann. Quasi eine Box, mit der man sowohl in Frankreich die Autobahn, in Florenz das Parkhaus und noch weiteren Klimbim bezahlen kann.
Mit dem gleichen Geld bezahlen geht schonmal, dann kann der Rest doch nicht so schwer sein. Oder soll ich mal anfangen, VWL zu studieren und anschließend ein Europaweites Mautsystem entwickeln?
Damit müsste man einen Haufen Geld machen können. Das sähe in der Praxis so aus, dass jeder bei der Zulassung seines Fahrzeugs eine Box in die Hand gedrückt bekommt,
wo die wesentlichen Daten zum Fahrzeug inklusive Kontoverbindung gespeichert sind. Dadrauf kann jeder Mitgliedsstaat der EU zugreifen und Fahrverbote, Umweltzonen, Maut, Parkhäuser etc. drüber organisieren.
Ist doch eigentlich ganz einfach. Und wenn das Auto geklaut wid, kann man die Box sperren und nix geht mehr. Eigentlich ganz einfach, oder? Für 30 Mio. € kann man mich fragen, ob ich das mache. Innerhalb von 6 Monaten steht das ganze, Versprochen!

In der Praxis sieht es so aus, dass ich von den Polen gegen Vorlage meines Reisepasses, meiner Fahrzeugpapiere und meiner Visa-Card eine „Via-Toll“ Box bekommen habe. Die funktioniert auch, im Gegensatz zum Drucker der Tankstelle, die mir das Ding verkauft hat. Nachdem 3 verschiedene Toner durchprobiert wurden, war klar dass das nix mehr wird. Aber die Box läuft ja über Internet und funktioniert dementsprechend auch.
Hab halt keine Papiere, nur den Quittungsbeleg von der Visa-Abrechnung. Das sollte aber reichen.
Polens Autobahnen sind an sich nicht schlecht, abgesehen von der Tatsache, dass Abschnittsweise wie in der DDR Betonplatten aneinander gelegt wurden. Die Abstände sind allerdings so dämlich gemacht, dass sich bei 80-85km/h
mein Fahrzeug extrem aufschaukelt. Bei 75 km/h geht es. Bei 90 km/h auch. Dazwischen ist doof. Und weil ich im Urlaub bin, wird also auf entsprechenden Abschnitten 75 km/h gefahren.
Zum Leidwesen der übrigen Fernfahrer allerdings. Bei längeren Überholverboten können die ganz schön fuchsig werden, wenn man so auf der Autobahn daherschleicht.
Aber Stau ist ja nur blöd, wenn man hinten ist. Und einem 46 Jahre alten Lkw sei es verziehen, wenn er nicht mit dem neuesten Scania V8 mithalten kann.

Etwas nördlich von Bunzlau (oder Boleslawic oder so) habe ich einen super Stellplatz an einem See gefunden.Seebunzlau

Ringsherum gab es einige andere Wildcamper, aber das scheint normal zu sein. In zwei Tagen hatte ich höchstens Kontakt zu 5 Menschen, alle haben freundlich gegrüßt und das war es. So wünscht man sich den Urlaub.

Das Kajak hat allerdings Einiges an positiven Blicken auf sich gezogen. Gibts für 100€ bei Ebay Kleinanzeigen, kann ich jedem nur raten, so ein Teil mal aufs Dach zu tun und mitzuschleppen. Gibt immer eine Möglichkeit, das zu nutzen.
Danach weiter nach Breslau/Wroclaw. Da kommt meine Oma her und hatte tausende Geschichten aus ihrer Jugend dazu auf Lager.
Wenn das ‚Dolferl nicht so blöd gewesen wäre, würde ich jetzt als Nachkomme eines reichen Landadeligen eine entsprechende Verwaltungstätigkeit haben und müsste nicht wie ein Vagabund im ollen Lkw herumtandeln. Es könnte mir aber auch schlechter gehen, von daher beklage ich mich nicht.
Meine Lebenssituation ist eigentlich extrem gut. Gesichertes Einkommen, Junggeselle, keine Investitionen geplant und dementsprechend unabhängig. Es braucht so wenig.
Der Parkplatz in Breslau ist auch sensationell gut, direkt vor dem Radisson Blu. Da residiert von Berufs wegen meine Schwester und ich kann mich morgen für eine Dusche und Frühstück einschmugglen 😉

Einen Busfahrer aus Deutschland musste ich allerdings etwas zur Ordnung rufen.
Hat jede Stunde seinen dämlichen Bus für 5 Minuten laufen lassen und mir seinen ganzen Rotz direkt in den Koffer geblasen. Beim dritten mal hat’s mir dann gereicht und es wurde für Ruhe gesorgt.
Auf die Frage „Was brauchst du Depp? Batterie, Luft oder was? “ konnte er nur irgendwas unverständliches auf sächsisch stammeln . Ein paar gepfefferte Worte auf Südtiroler Dialekt (den kann ich immer noch) haben ausgereicht, damit der Trottel mit seinem sinnlosen Gewese aufgehört hat. Jetzt sitze ich bei einer weiteren Dose pfandfreiem „Tyskie“ und schreibe fleißig weiter am Reisebericht.

 

Party.San-Breslau

2017 geht’s mit neuem Reisemobil nach Tschernobyl

Im letzten Urlaub habe ich festgestellt, dass der Benz trotz Dachträger wesentlich zu klein ist. Außerdem will man ja etwas mehr Komfort (Bett und Küche) haben. Und bitteschön geländegängig.

Die Recherche nach einem passenden Fahrzeug war enttäuschend. Wohnmobile sind nicht im geringsten Offroad-tauglich, dazu noch wahnsinnig teuer. Pick-Ups wiederum zu klein und auch jenseits von Gut und Böse.

Aber es gibt alte Feuerwehr-Lkw mit Allrad für kleines Geld. Zahnbürstengepflegt für einen ganz schmalen Taler.

Großer Nachteil: Gesamtgewicht 7,49t

Also war wieder Fahrschule angesagt. Gar nicht mal so schlimm, wenn man bedenkt, dass ein paar 17-Jährige Damen ja auch im Theorieunterricht sitzen 😉 Nur teuer, ich habe etwa das 1,5 Fache von meinem PKW-Lappen bezahlt. Ok, da waren 10 Jahre dazwischen. Trotzdem blöd. Immerhin hat das SVA gepennt und mir gleich die Anhänger mit freigestempelt. Es gibt bei Monopoly eine Ereigniskarte mit dem Namen „Behördenirrtum zu deinen Gunsten “ Die hab ich wohl gezogen

Nachdem der Wagen da war, wurde den Winter über etwas umgebaut. Ich will ja keine Brände löschen oder Keller auspumpen, sondern in Urlaub damit fahren. Die Flex wurde zu einem guten Bekannten im Winter, ebenso wie der Paketbote. Das dürften so an die 100 Pakete gewesen sein, die immer mal wieder bei mir ankamen.

Vorne befindet sich ein Bett und allerhand Krempel, was so ein Franz Meersdonk aka Manfred Krug braucht. Heutzutage hauptsächlich jede Menge USB-Buchsen für den ganzen Multimediakrempel.

Erste Probefahrten verliefen nicht gerade erfolgreich, was zur Folge hatte, dass mich der Automobilklub mit Wirkung zum 31.10.2017 rausgeworfen hat. Lkw abschleppen ist nämlich deutlich teurer wie PKW von der Autobahn zu ziehen. Mittlerweile läuft der Zossen aber und es gibt genügend andere Automobilclubs.

 

Aufgrund der Überschrift werden sich einige Menschen an den Kopf fassen und sich fragen, wie man auf die bescheuerte Idee kommt, nach Tschernobyl fahren zu wollen.

In erster Linie interessiert mich der neue Sarkophag. Du wurden um die 5 Mrd. in die Hand genommen, um die Ruine halbwegs für die nächsten 100 Jahre abzusichern bzw. abzutragen. Da weiß ja niemand was da im Inneren wirklich Sache ist. Die Sowjetunion hat da als erste Maßnahme Unmengen an Quarz, Bor und Dolomit draufgeschüttet und danach oben drüber zubetoniert. Für den Anfang schon mal eine Lösung, aber nichts auf Dauer. Hat trotzdem 30 Jahre lang gehalten. Jetzt ist die neue Hülle fertig und ich will mir mal erklären lassen, wie sich die Ingenieure das so vorgestellt haben.

Nebenbei ist es sicherlich interessant, was sich in einer Stadt nach 30 Jahren so tut, wenn sie mehr oder weniger der Natur überlassen wird.

Die Ukraine-Krise will ich mir auch mal von den Leuten vor Ort (Ukraine) erklären lassen. Ist das wirklich nur der böse Russe, oder spielen da noch andere Interessen mit?

2017 geht’s mit neuem Reisemobil nach Tschernobyl