Altinoluk-Igoumenitsa… Mit kleiner Unterbrechung

Leider neigt sich die Urlaubszeit so langsam dem Ende zu. Deshalb ging es dann weiter, um die Fähre von Igoumenitsa nach Venedig zu nehmen.
Dann kam die Grenze von der Türkei nach Griechenland.

Eu Außengrenze, was soll da schon passieren. Von türkischer Seite her alles kein Problem, Stempel in den Pass und Servus.
Die Einreise nach Griechenland gestaltete sich dann aber etwas schwieriger.

Alleinreisender junger Mann ist schon mal sowieso gefährlich, und wenn er dann noch nen alten Benz fährt, muss das ja ein Verbrecher sein.

Wie sich im Nachhinein herausstellte, war wohl der Verdacht auf Drogen der Anlass einer sehr peniblen Kontrolle.

Drogen wurden natürlich keine gefunden, jedoch meine Schreckschusswaffe.

An die hatte ich schon gar nicht mehr gedacht. Die war ursprünglich mal dafür gedacht, um bei einem Unfall oder einer Panne in der Pampa ohne Handynetz auf mich aufmerksam machen zu können. Also reines Signalgerät.
Da der Grieche es aber immer noch nicht gebacken bekommen hat, mal die Gesetze mit denen in anderen EU-Ländern zu harmonisieren, hatte ich jetzt ein Problem.
Zumal an der Grenze Schilder für allen möglichen Tand stehen. Kein Fleisch und Milchprodukte, Bargeld über 10.000€ muss deklariert werden, maximal 1 Stange Zigaretten und 1 Liter Schnaps…
Aber für solche Dinge wie Signalgeräte oder Messer stellen die keins auf.
In Deutschland darf ich das Teil erlaubnisfrei erwerben, transportieren und zu bestimmten Anlässen auch benutzen.

In Griechenland wird das Signalgerät aber genauso behandelt wie eine Kalaschnikow oder ein G36 Sturmgewehr. Letzteres schießt übrigens nicht mal geradeaus 😀  Ich hab dann erstmal an der Grenze gepennt, durfte mich noch frei bewegen und alles war halb so schlimm.
Wird sich schon aufklären das Kasperletheater.
Am nächsten Tag ging es dann zum Staatsanwalt.

Ich war davon ausgegangen, dass das Verfahren eingestellt wird, da mittlerweile jeder Beamte an der Grenze erkannt hatte, dass ich harmlos war.

Nix da. Ich bin ja gefährlich und ich könnte ja irgendwie verschwinden (Klar, ohne Auto und Pass, soll ich mir Flügel wachsen lassen oder nach Italien schwimmen?)
Das hieß dann Arrest bis zum Gerichtstermin. Ich weiß nicht was die Olle Schachtel von Oberstaatsanwältin da geritten hat.

Aber Ihr Ruf eilt ihr voraus, die scheint echt streng zu sein.
Hoffentlich geht Griechenland bis zum nächsten Monat pleite, sodass Ihr Gehaltsscheck platzt.

Verdient hätte Sie es allemal. Das wäre zwar Schade um den netten Zollbeamten der dann auch leer ausgeht, aber das sind halt unvermeidbare Kollateralschäden.
Das war dann der Moment, in dem ich die Botschaft informiert und mir nen Anwalt genommen habe.

Die Zustände in der Zelle waren erbärmlich, nichtmal irgendwelche Mindeststandards
wurden eingehalten, teilweise bis zu 7 Personen auf etwa 15m². Blutverschmierte Matrazen, die Bettdecken konnte man versuchen zu dressieren, da die schon sehr viel Leben in sich hatten, von den sanitären Anlagen mal ganz zu schweigen.

Nebenher wurde wegen Personalmangel noch das Recht auf vertrauliche Gespräche mit dem Anwalt verweigert.
Da meine Verteidigerin erstmal Unterlagen besorgen und übersetzen musste, hat es dann noch 2 Nächte bis zum Gerichtstermin gedauert.

Natürlich ohne erneute Haftprüfung, weil ich ja immer noch wegrennen könnte. Und das obwohl ich eine Kaution sogar selber hätte hinterlegen können.
Es gab ein sogenanntes Schnellverfahren, wo 3 Richter entscheiden.
Die Verhandlung war dann ne Sache von 15 Minuten.

Die Oberstaatsanwältin war sich wohl zu fein und hat nen normalen Kollegen vorgeschickt.
Erst die Zeugenaussage vom netten Zollbeamten, dann das Militärgutachten, welches bestätigt, dass die schlimme Waffe nur zu Signalzwecken eingesetzt werden kann und nur bei direktem Körperkontakt Verbrennungen verursachen kann.

Aber die kann ich mir auch holen wenn ich den Finger in ein Teelicht stecke, und die sind ja anscheinend noch nicht verboten.
Kurze Befragung zu meiner Person, ein Blick auf meine vorgelegten Zeugnisse und Gehaltsabrechnungen.

Eine der Richterinnen schaut sich die an und zieht die Augenbrauen hoch und mustert mich nochmal…
Wird da etwa jemand neidisch?
Aber meine Geschichte ist wohl plausibel und der Staatsanwalt hält sein Plädoyer. Er plädiert auf Freispruch, meine Anwältin und ich auch.
Entscheidung des Gerichts? Na was wohl, Freispruch.

Das hab ich von der ersten Minute an gesagt und die 3 Tage Kasperletheater hätten die sich sparen können.
Und ich mir die 500€ für die Anwältin.
Die war aber ziemlich gut, denn für 500€ nimmt in Deutschland so mancher Rechtsanwalt noch nichtmal den Stift in die Hand.
Dann zurück zur Polizeistation, meine Sachen abholen und dann ab ins Taxi zur Grenze. Die dortigen Beamten wurden dann auch informiert und gaben mir meinen Autoschlüssel zurück.

Ich ins Auto, einmal laut „Hey, open Gate!“ gerufen und mit quietschenden Refen und knapp 50 Sachen durch die Grenze durch.

Volle Kraft voraus nach Igoumenitsa, um dort am Abend die Fähre zu bekommen.
Eine Stunde vor Abfahrt konnte ich dann noch ein Fährticket kaufen. Und der Wechselkurs beim Dollar war so gut, dass ich gleich mal mit den übrigen Dollars aus dem Iran Budget bezahlen konnte.
Und noch genug für eine Woche New York übrig hätte. Vielleicht dann nächstes Jahr, wobei ich bezweifle, dass mir ein Visum erteilt wird.
Ich habe bis auf Nordkorea und Kuba fast alle Länder im Reisepass, mit denen die Usa nicht so gut Freund sind.

Witzige Anekdote nebenbei: Während ich auf der Fähre nach Venedig so vor mich hinschreibe, trudelt auf meinem Mobiltelefon eine Eilmeldung der Tagesschau App rein: „USA streichen Kuba von Terrorliste“.

So ein Mist, noch nichtmal auf die Amerikaner ist heutzutage Verlass. Was hat Kuba denn gemacht, dass die Amis die auf einmal gut finden?
Ist der Fidel auf seine alten Tage etwa zum Kapitalisten geworden? Oder gibt es Öl auf Kuba?

Von Griechenland gibt es ganze 3 Bilder:

Einmal die sachgerechte Lagerung von Akten an der Grenze, ein Aufkleber in der Grenzstation und das Ablegen der Fähre.

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Drecksland, wird ab sofort auf die Blacklist gesetzt.

Altinoluk-Igoumenitsa… Mit kleiner Unterbrechung

Anamur-Altinoluk

Für den nächsten Tag war geplant nach Izmir zu fahren. Die Gegend Alanya, Side und Antalya hab ich mir nur vom Auto aus angesehen.

Unglaublich wie hässlich man eineBettenburg neben die andere an die Küste tackern kann. Als die Küste voll war, ging es an den Platz dahinter, sodass ein etwa 2 Km breiter Streifen aus Hotels von der Küste ins Landesinnere reicht.

Für die Lloret de Mar All inclusive Fraktion sicher ganz toll, für mich leider überhaupt nix.

Kurz vor Izmir erreichte mich dann noch ein Anruf von einem Bekannten der in der Türkei lebt. Er lebt in Edremit, was in etwa 3 Stunden von Izmir entfernt ist. Und ist ebenfalls bekennender 190er-Fahrer. Sehr sympathisch.
Da ich schon gegen 19.00h in Izmir war, habe ich das kleine Stück noch drangehangen und bin bis Edremit gefahren. Dort habe ich dann 3 Tage bei Kemal und seiner Familie verbracht.

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Sehr nett, fließend Deutsch mit schwäbischem Einschlag und als Souvenir wurde noch ein Klimaanlage für die Wohnung erworben. Im Vergleich zu Deutschland kostet das Teil nämlich
nur die Hälfte, zudem weiß ich ja noch nicht, wie warm es tatsächlich in meiner Dachgeschosswohnung wird. Für das Schlafzimmer ist die aber mehr als ausreichend dimensioniert.

Anamur-Altinoluk

Gaziantep-Anamur

Anamur

Von Gaziantep aus ging es an der Südküste weiter nach „Anamur“. Die ausgebaute Straße ist auf diesem Stück noch nicht fertig, weswegen der Weg eine ziemliche Gurkerei war. Aber man  hat ja Zeit und das Wetter war auch gut.

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Dort wurde dann in einem typischen Touristenhotel genächtigt. Wenn die Rezeptionistin einen schon deutsch anredet und
dann auch noch gleich duzt, find ich das erstmal nicht so toll. Aber für eine Nacht war das schon Ok. Abends gab es Buffet, aber da ich in der Nebensaison reise, hielt sich
der Ansturm in Grenzen. Ein paar Sachsen waren auch noch zu Gast. Das kann schon ganz schön weh tun in den Ohren. Anamur hat wohl irgendeine Beziehung zu Bingen. Ein Schaukasten mit Nippes drin und ein paar Zeitungsausschnitte informierten darüber.

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Das Badezimmer erinnerte auch etwas an Etablissements aus dem horizontalen Gewerbe, aber schön bunt beleuchtet, immerhin.

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Alles zu deutsch hier, am nächsten Tag also früh aufgestanden und das nächste Ziel angepeilt.

Gaziantep-Anamur