Düsseldorf

Endlich wieder zu Hause, denn der Urlaub war auch schon zu Ende.

Für den Rest des Jahres lautete die Devise: „Durchhalten bis zum nächsten Mal“

 

Im Dezember wird sich allerdings eine schöne Möglichkeit ergeben, meine kläglichen 2 Tage Resturlaub zu verprassen. Dazu mehr im nächsten Beitrag

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Düsseldorf

Igoumenitsa-Bari-Venedig-Bruneck

Das 3.Welt Land Griechenland durfte ich ja endlich verlassen, auf der Fähre habe ich mir auch eine gemütliche Ecke in einem unbenutzten Treppenhaus in der Nähe der „Crew Cabins“ gesucht. Schlafsack ausgerollt und erstmal Schlaf nachgeholt. Irgendwann verirrte sich dann jemand in Cargohosen an „meinen“ Schlafplatz und wollte an die Steckdose. Erstmal auf Englisch gesprochen, nach einem beidseitigen „Where are you from? I’m from Germany“ dann auf deutsch gewechselt. Der werte Herr war ein Ingenieur in Rente, als Hobby macht er in Griechenland mit Olivenöl rum. Er erzählte mir dann, dass er sich diese Ecke auf der Fähre regelmäßig auf seinen Pendelfahrten als Schlafplatz nutzt. Er ist mit einer leider etwas zu neuen G-Klasse unterwegs und hat wie ein Rohrspatz über seinen 320 CDI mit Automatikgetriebe geschimpft. Kommt halt davon, wenn man einen Geländewagen samt Anhänger mit C-Klasse Antrieb fährt. Seine Werkstattgeschichten waren echt schauderlich, die Reparaturkosten jenseits von Gut und Böse. Aber meine Philosophie vom aufgerüsteten 190er mit Gasanlage fand er durchaus interessant. Vor allem in Puncto Reparaturfreundlichkeit und Ersatzteilversorgung. Wir haben uns dann auf folgende Kombination als perfektes Fernreiseauto geeinigt: G230E Langversion der Schweizer Armee (4 Gang Automatik noch aus den seligen W123 Zeiten) in Kombination mit Gasanlage und individuellem Heckausbau. Baujahr bis max. 1995

Eine Recherche brachte allerdings die Erkenntnis, dass unter 15-18.000€ ein solches Fahrzeug nicht zu erwerben bzw. umzubauen ist. Das sprengt leider das Budget. Aber wenn man Mal träumen darf: Auto nach Maß kostet knapp 20.000€, dazu noch 20.000€ pro Jahr zum Leben. Das macht dann in Summe mit etwas Reserve 250.000€, um die nächsten 10 Jahre einfach sinnlos in der Weltgeschichte herumdödeln zu können. Nun muss ich nur noch einen Mäzen finden, der den Plan gut findet und mir das finanziert. Oder eine reiche Frau heiraten. Wobei ich dann letztere mitschleppen müsste. Da beißt sich dann die Katze in den Schwanz. Denn in der Preisklasse muss man so erhebliche Abstriche bei Optik und Alter machen, dass das sich schon wieder nicht lohnt.

Kurzer Cut:

Fähre hält in Bari, und die 5 Carabinieri schauen ganz schön blöd, als etwa 150 Flüchtlinge aus dem Bauch des Schiffes purzeln. Die sind nämlich in Griechenland zwar registriert worden, aber dann mit tatkräftiger Unterstüzung der griechischen Küstenwache durch aktives Wegsehen an Bord gelangt. Auf Nachfrage wurde mir diese Kuriosität dann erklärt. Die Flüchtlinge werden pro Nase etwa 3x unter ähnlichem Namen (Tippfehler) registriert und von Griechenland an die EU gemeldet. Dadurch ergeben sich exorbitant hohe Flüchtlingszahlen, wodurch Griechenland von der EU Hilfen zur Versorgung der Flüchtlinge bekommt. Aus Eins mach Drei. Da aber der griechische Staat nicht mal den einen Flüchtling gefüttert bekommt, wird der einfach auf die Fähre gebracht und purzelt in Italien aus dem Schiffbauch. Aufgrund der Tatsache, dass er aber nie offiziell (samt seinen 3 vertippten imaginären Doppelgängern) Griechenland verlassen hat, bekommt der Grieche quasi 3x Geld für eine Person, die gar nicht mehr in Griechenland ist. Und der Italiener hat den Flüchtling an der Backe. So schaut das also in der Realität aus.

Aufgrund dieser „Live“ Erfahrung sammelt Griechenland bei mir noch mal Extrapunkte auf meiner persönlichen Liste von Ländern, die einfach nur Scheiße sind.

Den griechischen Lademeistern gilt noch ein besonderes Lob, weil sie so clever waren und alle Leute mit Ziel Bari auf eine Seite des Schiffes gestellt haben. Nachdem diese die Fähre verlassen hatten, wies das Schiff eine schöne Schräglage auf. Nun mussten erstmal die Trucker alle geweckt werden, um umzuparken. Nach 2 Stunden war das Schiff wieder halbwegs gerade und konnte nach Venedig auslaufen.

Dort kam es auch an.  Natürlich nicht ohne eingehende Durchsuchung bei der „Guardia di Finanza“. Glücklicherweise konnte ich meine Italienischkentnisse aus dem Hut zaubern und dem Zollbeamten verklickern, dass sein Köter bereits der Fünfte sein wird, der nichts finden wird. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass er mal ein Dorf  weiter von meiner Wohnung in Südtirol im Urlaub war.

„Io 3 Anni lavoro in Alto Adige, Valle Aurina“

Während des Gesprächs war der Köter dann auch fertig und ich durfte mit dem Kommentar „Tuo a vieni tutto la monde“ (Du hast ja schon fast die ganze Welt gesehen, Frei übersetzt) weiter fahren. Nächste Station war Bruneck. Dort eine kurze Besichtigung meines ehemaligen Arbeitsplatzes gemacht, nett mit den Kollegen geschnackt, und dann ab nach Hause.

Das rechte Rücklicht war übrigens defekt. Wurde dann noch schnell ausgetauscht.

 

Igoumenitsa-Bari-Venedig-Bruneck

Altinoluk-Igoumenitsa… Mit kleiner Unterbrechung

Leider neigt sich die Urlaubszeit so langsam dem Ende zu. Deshalb ging es dann weiter, um die Fähre von Igoumenitsa nach Venedig zu nehmen.
Dann kam die Grenze von der Türkei nach Griechenland.

Eu Außengrenze, was soll da schon passieren. Von türkischer Seite her alles kein Problem, Stempel in den Pass und Servus.
Die Einreise nach Griechenland gestaltete sich dann aber etwas schwieriger.

Alleinreisender junger Mann ist schon mal sowieso gefährlich, und wenn er dann noch nen alten Benz fährt, muss das ja ein Verbrecher sein.

Wie sich im Nachhinein herausstellte, war wohl der Verdacht auf Drogen der Anlass einer sehr peniblen Kontrolle.

Drogen wurden natürlich keine gefunden, jedoch meine Schreckschusswaffe.

An die hatte ich schon gar nicht mehr gedacht. Die war ursprünglich mal dafür gedacht, um bei einem Unfall oder einer Panne in der Pampa ohne Handynetz auf mich aufmerksam machen zu können. Also reines Signalgerät.
Da der Grieche es aber immer noch nicht gebacken bekommen hat, mal die Gesetze mit denen in anderen EU-Ländern zu harmonisieren, hatte ich jetzt ein Problem.
Zumal an der Grenze Schilder für allen möglichen Tand stehen. Kein Fleisch und Milchprodukte, Bargeld über 10.000€ muss deklariert werden, maximal 1 Stange Zigaretten und 1 Liter Schnaps…
Aber für solche Dinge wie Signalgeräte oder Messer stellen die keins auf.
In Deutschland darf ich das Teil erlaubnisfrei erwerben, transportieren und zu bestimmten Anlässen auch benutzen.

In Griechenland wird das Signalgerät aber genauso behandelt wie eine Kalaschnikow oder ein G36 Sturmgewehr. Letzteres schießt übrigens nicht mal geradeaus 😀  Ich hab dann erstmal an der Grenze gepennt, durfte mich noch frei bewegen und alles war halb so schlimm.
Wird sich schon aufklären das Kasperletheater.
Am nächsten Tag ging es dann zum Staatsanwalt.

Ich war davon ausgegangen, dass das Verfahren eingestellt wird, da mittlerweile jeder Beamte an der Grenze erkannt hatte, dass ich harmlos war.

Nix da. Ich bin ja gefährlich und ich könnte ja irgendwie verschwinden (Klar, ohne Auto und Pass, soll ich mir Flügel wachsen lassen oder nach Italien schwimmen?)
Das hieß dann Arrest bis zum Gerichtstermin. Ich weiß nicht was die Olle Schachtel von Oberstaatsanwältin da geritten hat.

Aber Ihr Ruf eilt ihr voraus, die scheint echt streng zu sein.
Hoffentlich geht Griechenland bis zum nächsten Monat pleite, sodass Ihr Gehaltsscheck platzt.

Verdient hätte Sie es allemal. Das wäre zwar Schade um den netten Zollbeamten der dann auch leer ausgeht, aber das sind halt unvermeidbare Kollateralschäden.
Das war dann der Moment, in dem ich die Botschaft informiert und mir nen Anwalt genommen habe.

Die Zustände in der Zelle waren erbärmlich, nichtmal irgendwelche Mindeststandards
wurden eingehalten, teilweise bis zu 7 Personen auf etwa 15m². Blutverschmierte Matrazen, die Bettdecken konnte man versuchen zu dressieren, da die schon sehr viel Leben in sich hatten, von den sanitären Anlagen mal ganz zu schweigen.

Nebenher wurde wegen Personalmangel noch das Recht auf vertrauliche Gespräche mit dem Anwalt verweigert.
Da meine Verteidigerin erstmal Unterlagen besorgen und übersetzen musste, hat es dann noch 2 Nächte bis zum Gerichtstermin gedauert.

Natürlich ohne erneute Haftprüfung, weil ich ja immer noch wegrennen könnte. Und das obwohl ich eine Kaution sogar selber hätte hinterlegen können.
Es gab ein sogenanntes Schnellverfahren, wo 3 Richter entscheiden.
Die Verhandlung war dann ne Sache von 15 Minuten.

Die Oberstaatsanwältin war sich wohl zu fein und hat nen normalen Kollegen vorgeschickt.
Erst die Zeugenaussage vom netten Zollbeamten, dann das Militärgutachten, welches bestätigt, dass die schlimme Waffe nur zu Signalzwecken eingesetzt werden kann und nur bei direktem Körperkontakt Verbrennungen verursachen kann.

Aber die kann ich mir auch holen wenn ich den Finger in ein Teelicht stecke, und die sind ja anscheinend noch nicht verboten.
Kurze Befragung zu meiner Person, ein Blick auf meine vorgelegten Zeugnisse und Gehaltsabrechnungen.

Eine der Richterinnen schaut sich die an und zieht die Augenbrauen hoch und mustert mich nochmal…
Wird da etwa jemand neidisch?
Aber meine Geschichte ist wohl plausibel und der Staatsanwalt hält sein Plädoyer. Er plädiert auf Freispruch, meine Anwältin und ich auch.
Entscheidung des Gerichts? Na was wohl, Freispruch.

Das hab ich von der ersten Minute an gesagt und die 3 Tage Kasperletheater hätten die sich sparen können.
Und ich mir die 500€ für die Anwältin.
Die war aber ziemlich gut, denn für 500€ nimmt in Deutschland so mancher Rechtsanwalt noch nichtmal den Stift in die Hand.
Dann zurück zur Polizeistation, meine Sachen abholen und dann ab ins Taxi zur Grenze. Die dortigen Beamten wurden dann auch informiert und gaben mir meinen Autoschlüssel zurück.

Ich ins Auto, einmal laut „Hey, open Gate!“ gerufen und mit quietschenden Refen und knapp 50 Sachen durch die Grenze durch.

Volle Kraft voraus nach Igoumenitsa, um dort am Abend die Fähre zu bekommen.
Eine Stunde vor Abfahrt konnte ich dann noch ein Fährticket kaufen. Und der Wechselkurs beim Dollar war so gut, dass ich gleich mal mit den übrigen Dollars aus dem Iran Budget bezahlen konnte.
Und noch genug für eine Woche New York übrig hätte. Vielleicht dann nächstes Jahr, wobei ich bezweifle, dass mir ein Visum erteilt wird.
Ich habe bis auf Nordkorea und Kuba fast alle Länder im Reisepass, mit denen die Usa nicht so gut Freund sind.

Witzige Anekdote nebenbei: Während ich auf der Fähre nach Venedig so vor mich hinschreibe, trudelt auf meinem Mobiltelefon eine Eilmeldung der Tagesschau App rein: „USA streichen Kuba von Terrorliste“.

So ein Mist, noch nichtmal auf die Amerikaner ist heutzutage Verlass. Was hat Kuba denn gemacht, dass die Amis die auf einmal gut finden?
Ist der Fidel auf seine alten Tage etwa zum Kapitalisten geworden? Oder gibt es Öl auf Kuba?

Von Griechenland gibt es ganze 3 Bilder:

Einmal die sachgerechte Lagerung von Akten an der Grenze, ein Aufkleber in der Grenzstation und das Ablegen der Fähre.

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Drecksland, wird ab sofort auf die Blacklist gesetzt.

Altinoluk-Igoumenitsa… Mit kleiner Unterbrechung

Anamur-Altinoluk

Für den nächsten Tag war geplant nach Izmir zu fahren. Die Gegend Alanya, Side und Antalya hab ich mir nur vom Auto aus angesehen.

Unglaublich wie hässlich man eineBettenburg neben die andere an die Küste tackern kann. Als die Küste voll war, ging es an den Platz dahinter, sodass ein etwa 2 Km breiter Streifen aus Hotels von der Küste ins Landesinnere reicht.

Für die Lloret de Mar All inclusive Fraktion sicher ganz toll, für mich leider überhaupt nix.

Kurz vor Izmir erreichte mich dann noch ein Anruf von einem Bekannten der in der Türkei lebt. Er lebt in Edremit, was in etwa 3 Stunden von Izmir entfernt ist. Und ist ebenfalls bekennender 190er-Fahrer. Sehr sympathisch.
Da ich schon gegen 19.00h in Izmir war, habe ich das kleine Stück noch drangehangen und bin bis Edremit gefahren. Dort habe ich dann 3 Tage bei Kemal und seiner Familie verbracht.

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Sehr nett, fließend Deutsch mit schwäbischem Einschlag und als Souvenir wurde noch ein Klimaanlage für die Wohnung erworben. Im Vergleich zu Deutschland kostet das Teil nämlich
nur die Hälfte, zudem weiß ich ja noch nicht, wie warm es tatsächlich in meiner Dachgeschosswohnung wird. Für das Schlafzimmer ist die aber mehr als ausreichend dimensioniert.

Anamur-Altinoluk

Gaziantep-Anamur

Anamur

Von Gaziantep aus ging es an der Südküste weiter nach „Anamur“. Die ausgebaute Straße ist auf diesem Stück noch nicht fertig, weswegen der Weg eine ziemliche Gurkerei war. Aber man  hat ja Zeit und das Wetter war auch gut.

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Dort wurde dann in einem typischen Touristenhotel genächtigt. Wenn die Rezeptionistin einen schon deutsch anredet und
dann auch noch gleich duzt, find ich das erstmal nicht so toll. Aber für eine Nacht war das schon Ok. Abends gab es Buffet, aber da ich in der Nebensaison reise, hielt sich
der Ansturm in Grenzen. Ein paar Sachsen waren auch noch zu Gast. Das kann schon ganz schön weh tun in den Ohren. Anamur hat wohl irgendeine Beziehung zu Bingen. Ein Schaukasten mit Nippes drin und ein paar Zeitungsausschnitte informierten darüber.

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Das Badezimmer erinnerte auch etwas an Etablissements aus dem horizontalen Gewerbe, aber schön bunt beleuchtet, immerhin.

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Alles zu deutsch hier, am nächsten Tag also früh aufgestanden und das nächste Ziel angepeilt.

Gaziantep-Anamur

Van-Gaziantep

Route

Nächstes Etappenziel war Gaziantep. Gar nicht mal so weit von Aleppo weg. Luftlinie so etwa 20 km. Drüben in der Türkei ist aber mal gar nix davon zu merken, von ein paar Checkpoints an den Straßen mal abgesehen.

Ein kleines „Merhaba, Gaziantep?“ hat jedes Mal ausgereicht, um ohne weitere Kontrolle durchgewunken zu werden.
Ich bin ja auch harmlos, sieht man schon von weitem.

In dem Hotel gabs dann auch nen schönes Badezimmer mit Whirlpoolbadewanne und sonstigen Annehmlichkeiten. Die Armaturen von HansGrohe, wer denn sonst?

Wer am Hotel zu sehr geizt, kann sich dadurch ganz schön den Urlaub ruinieren. Und wegen 20€ Ersparnis möchte ich mich nicht über ne Ranzbude aufregen.

Zwar sah ich mittlerweile so abgeranzt aus, dass mich der Parkplatzschnuffi nicht als zahlenden Gast wahrgenommen hatte, aber die Rezeption hat es dann doch ziemlich flott gemerkt und den Schnuffi ordentlich zusammengefaltet. Etwas deplatziert kam ich mir dennoch vor, es schien noch ein Veranstaltung zu laufen und alle waren in Abendgarderobe gekleidet. Bis auf meine Wenigkeit, ich habe es vorgezogen in Jeans und ausgewaschenem Hemd zu erscheinen.

Fotos gibt es leider keine, wer sich das Hotelzimmer anschauen möchte findet bei booking.com sicher bessere Bilder.

Van-Gaziantep

Tabriz-Van

Route Tabriz Van

Die Grenze zur Türkei am nächsten Tag entsprach den Erwartungen. Keiner hat nen Plan von irgendwas, alles ist durcheinander und man wurschtelt sich so durch.
Irgendwo bin ich dann falsch abgebogen, ich fand mich nämlich auf der Einreiseseite zum Iran wieder.

Hat auch erstmal für Rätselraten bei den Beamten gesorgt, letzendlich bin ich dann aber wieder reingekommen und konnte die Papiere fürs Auto fertig machen.

Zwischendurch ganz elegant an den ganzen anderen Autos vorbeigefahren,
und schon stand ich an dritter Stelle vor dem türkischen Tor.

Die hatten aber noch Mittagspause, deswegen war Warten angesagt. Die Zeit wurde dann um 2,5h zurückgedreht. Denn der Perser ist was besonderes und deswegen hat er nicht nur eine Stunde Verschiebung, sondern Zweieinhalb. Die letzten Rials wurden in Kippen und Cola umgewandelt, man will ja Souvernirs mitbringen.
Einreise in die Türkei war kein Problem, hier mal nen Koffer geöffnet und da mal ein bisschen geschaut, alles locker.

Lediglich die Perser mit den Schrottkarren haben ein bisschen genervt. Dass das Benzin im Iran billiger ist, ok. Aber muss man gleich bis zur Halskrause tanken?

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Kleine Anmerkung nebenher: Vermutlich im Unterbewusstsein ist mir der Renault R5 im Hinterkopf geblieben, sodass ich bei der Anschaffung eines Winterautos mal nach diesem Modell gesucht habe. Ich bin tatsächlich fündig geworden und fahre im Winter nun auch so eine Rappelkiste

Vor allem wenn man in der 5.Klasse Physik aufgepasst hätte… Flüssigkeiten dehnen sich aus, und wenn das kalte Benzin aus dem unteridischen Tank langsam Umgebungstemperatur annimmt, muss es sich halt ausdehnen. Soll ich so böse sein und meine Kippe in die Richtung schnippen? Lassen wir das lieber 😀

Fazit Iran: Bestes Reiseland überhaupt, leichte Abzüge in der B-Note wegen Fahrstil und Alkoholverbot. Kopf ist dran, ich wurde immer zuvorkommend behandelt und das Verhalten der Perser ist generell so exzellent, dass ich zwischendurch sogar den Knigge zu Rate ziehen musste um nicht aus der Reihe zu tanzen.

Lektion fürs Leben: Nicht immer nur auf blödes Gesülze vom Stammtisch und Geschreibsel aus der Tageszeitung hören, sondern sich ein eigenes Bild machen.

Es ging dann nach der obligatorischen Drogenkontrolle kurz hinter der Grenze weiter über Passstraßen Richtung Van.

Am Ararat bin ich auch gewesen, angeblich soll da die Arche Noah gelandet sein. Habe ich spontan nix von entdecken können.

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Ein Selfie musste natürlich auch sein, mal schauen wie abgeschuttelt der Vogel so nach der Abenteuerreise ausschaut:

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Da gibt es bessere Bilder von mir, aber immerhin hat der Gürtel wieder die passenden Schlaufen gefunden und um die Frisur kann ich mich in der Türkei kümmern.
Genächtigt wurde dann in Van.

Wenn das beste Hotel im Ort nur 55€ die Nacht kostet, darf man sich das mal gönnen.

5* ist ja klar, die Hotelbar war mangels Gästen aber leider geschlossen.
Ein Kiosk war jedoch noch offen und so konnte ich dann ein wohlverdientes Efes trinken.

Wobei der Obertürke Erdogan einem das Leben zunehmends vermiesen möchte… 2 € für nen halben Liter und dazu noch die klassische Pennertüte als Verpackung.

Kein Wunder, warum der bei der Wahl so schlecht abgeschnitten hat.

Zwar mit Pennertüte aus der Büchse, aber immerhin kalt.
Nebenbei haben die da nen wunderschönen See, ein paar Berge drumherum und super Straßen. Da lässt es sich leben.

Tabriz-Van

Teheran-Tabriz

Route

Leider ging die Zeit in Teheran dann auch dem Ende zu. Nächstes Etappenziel war Tabriz.

Keine besonderen Vorfälle, an die bescheuerte Fahrweise der Perser hat man sich ja bereits gewöhnt und ist dementsprechend aufmerksam.

Als Hotel wurde „Best in Town“ gewählt. Wie Opa schon zu sagen pflegte: „Das macht mich nicht ärmer und nicht reicher“.

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5* Hotel für 80$ die Nacht. Passt. Sogar mit Drehrestaurant ganz oben.

Beim Abendessen haben dann noch 2 andere Deutsche am Nebentisch gesessen, ich habe mich aber nicht zu erkennen gegeben. Da kann man wirklich an die unmöglichsten Orte der Welt kommen, aber Deutsche sind immer da.

Ob es die Gruppe Erdkundelehrer in Ulan Bator oder der bildungsreisende Verwaltungsbeamte ist, man erkennt sie immer. Entweder in Jack Wolfskin von oben bis unten, oder die Sandalen mit Socken.

Der Jutebeutel darf natürlich ebensowenig fehlen wie die Canon Eos um den Bauch.

Aber immerhin international sehr gut zu erkennen, von daher kein Problem.

In der Mongolei hab ich mit meiner Schwester das Spiel „Spot the German“ gespielt. Funktioniert so ähnlich wie „Ich sehe was, was du nicht siehst“ und ist immer wieder ein großer Spaß auf Reisen.

Wenn man dann doch mal nicht aufgepasst hat und man blöd von der Seite angelabert wird, kann man jedoch herrlich freche Antworten geben, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.

Und weil die Berufsgruppe in den meisten Fällen eindeutig zuzuweisen ist, hat derjenige dann Pech gehabt und fängt sich die passende Antwort.

Wo kann man sonst schon mal ohne Konsequenzen Rache an Lehrern und Beamten nehmen? Das nennt sich dann ausgleichende Gerechtigkeit. Augen auf bei der Berufswahl 😉

Teheran-Tabriz

Eine Woche Teheran

Ich habe dann Kontakt zu dem anderen Hotel aufgenommen und mir wurde am nächsten Tag noch jemand vorbeigeschickt, der mich zu dem richtigen Hotel lotsen konnte.

Nach dem Check-In dann erstmal was gegessen und noch nen Tee getrunken. Scheint wohl ne etwas bessere Gegend gewesen zu sein.
In einem Cafe gabs dann noch ersten Kontakt mit Perserinnen 😀 So musste ich dann nicht auf den Kuchen verzichten und konnte gesättigt nächtigen.
Ich habe übrigens noch nirgends so viele gemachte Nasen und aufgeblasene Lippen wie in Teheran gesehen.
Dass die ein oder andere dabei übers Ziel hinausschießt, soll nicht mein Problem sein.
Ein Grinsen konnte ich mir bei einigen besonders harten Fällen aber dann doch nicht verkneifen.
Das obligatorische Kopftuch flattert überwiegend am Hinterkopf rum, scheint in letzter Zeit wohl etwas lockerer geworden zu sein.

Es ging dann zum empfohlenem Hotel und Abends kam dann noch Nik vom Mercedes-Club vorbei. Erstes Sightseeing und Essen in einem sehr schönen Restaurant.
Zahlen durfte ich natürlich nicht, aber bevor ich jetzt nen Streit vom Zaun breche und womöglich noch jemand beleidige hab ich mich dann doch einladen lassen.

Nebenher wurde noch mal die „Tinder“ App angemacht und geschaut, was sich so bei der persischen Damenwelt tut. Ich habe anscheinend einen recht hohen Marktwert.
2 Dates in 2 Tagen finde ich für iranische Verhältnisse gar nicht mal so schlecht. Schöne Augen kann man machen, bei allem anderen ist laut den hiesigen Gesetzen
ganz schnell mal der Kopf nicht mehr da, wo er eigentlich hingehört. Also bleiben wir mal brav und der Kopf auf dem Hals.
Positiver Nebeneffekt der Dates: Kostenlose Stadtführung und Übersetzer gleich mit dabei 🙂

Als Event fand in der Woche noch das „Cafe Racers“ Treffen statt. Sozusagen ein Oldtimer-Treff der besonderen Art.

So ein Oldtimer ist im Iran nämlich eine sehr kostspielige Sache,
denn die Wagen stammen alle noch aus „Schahs Zeiten“.

Der Schah scheint wohl ein ganz sympathischer Typ gewesen zu sein, denn die Leute mit denen ich gesprochen habe redeten immer nur von „Before the Islamic Revolution“ und dass da alles deutlich besser gewesen sei.

Und da diese Leute ausschließlich zur „Upper-Class“ gehören und Millionäre sind, glaube ich das mal.
Es wurden verschiedene Kontakte geknüpft und viel über Technik und Ersatzteilversorgung geredet. Sollten die 5+1 Gespräche denn nun wirklich erfolgreich sein und die
schwachsinnigen Sanktionen beendet werden, bin ich der Meinung dass man mit dem Iran hervorragende Geschäfte machen kann. Deren Interesse an deutscher Technik ist enorm,
dazu sitzen die quasi auf dem Ölfass und haben dementsprechend das nötige Kleingeld.

Eine Woche Teheran

Lankaran-Teheran

Grenze Azerbaijan Iran:

Abends noch die restlichen Alkoholvorräte aufgebrauch und morgens dann pünktlich aufgestanden.

Normalerweise meint man ja, eine Straße führt zur Grenze, dann kommt die Kontrolle und weiter gehts… In Astara scheint das ein bisschen anderes zu sein. Also erstmal den Grenzübergang suchen. Irgendwo kam auch was mit Stacheldraht und Soldat davor, konnte also nicht ganz so falsch sein. War es anscheinend doch, denn es kam ein lautes „Stopp“ und irgendwas unverständliches Kauderwelsch. Zudem fünf Mann mit Kalaschnikow.

Dann dämmerte es mir: Die „Grenze“ war nicht die Grenze, sondern eine Kaserne und ich stand mitten auf dem Appellplatz. Hoppala, so schlecht gesichert?

Egal, ruhig bleiben, Motor aus, Fenster runter und „Merhaba, Njet gawarim paruski, Teheran?“ gerufen.

Der Offizier hat wohl auch gemerkt, dass ich nix böses im Schilde führe und mir den Weg zur Grenze beschrieben. Alles also halb so wild, gut dass das keine Ami-Kaserne war, das wäre vermutlich nicht so gechillt abgelaufen.

Die echte Grenze wurde dann im zweiten Anlauf auch gefunden.

Von den hilfsbereiten „Agents“ an der Grenze sollte man sich nicht täuschen lassen, die wollen für wenig Dienstleistung verhältnismäßig viel Geld haben.
Also schön die Papiere beisammenhalten und „No Contract“ sagen. Einer hat es aber recht geschickt gemacht und sich irgendwie an mich drangehangen.
Der wollte am Ende dann 20$ haben. Es steht ja jeden Tag ein Dummer auf, aber nicht mit mir.
Also wurde wieder die bewährte Taktik „Nix verstehen, nix wissen und nix haben“ angewandt. Die zieht immer.
Der Geldwechsler wollte mich auch noch bescheißen, aber da ich den Kurs wusste, war mit mir auch kein einträgliches Geschäft zu machen.
Der „Agent“ ging letztendlich ziemlich bedröppelt mit umgerechnet 2$ davon, was einem Stundenlohn von etwa 80 cent entspricht. Für das Geld würde ich morgens nicht aufstehen.

Abends bin ich dann in Tehran angekommen. Ich wurde ja schon im Voraus gewarnt und war Istanbul erprobt, aber der Fahrstil der Perser toppt alles bisher gesehene.
Anscheinend mutieren die sonst so höflichen und aufmerksamen Perser zu einem blinden, rücksichtslosen Wesen, sobald Sie in ein Auto steigen.
Das Gehirn wird auch gleich mit ausgeschaltet, und es wird vergessen, was diese komischen Striche auf der Straße sind.
Der eine fährt extrem weit rechts, der andere nimmt die gestrichelte Linie als Orientierungshilfe, um den Kurs zu halten.
Quasi auf zwei Spuren gleichzeitig fahren. Dazu noch eine depperte Aktion nach der anderen.
Ab jetzt kamen die Hupe und die Zusatzlampen endlich mal dazu, genutzt zu werden. Das ursprünglich gedachte Hotel wäre niemals zu finden gewesen, also wurde das nächstgelegene Hotel angefahren. Zufällig nen staatlicher 5 Sterne Schuppen für 150$ die Nacht. Für einen Tag kann man sich das mal erlauben.

Schnell noch Kuchen und Tee

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Good Morning Tehran!

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Dafür, dass Sateliten-TV im Iran verboten ist, sehe ich ganz schön viele Sat-Schüsseln. Also wird hier auch nicht heißer gegessen, als gekocht wird.

Wer sich das Bild allerdings genauer anschaut, wird auf dem Eckhaus zur linken Seite einen Typen auf dem Dach sehen. Der scheint wohl vom Staat dahingestellt worden zu sein. Aber das passt irgendwie ins Bild, denn das Hotel kam mir sowieso nicht ganz so geheuer vor. Für 5* viel zu schlechte Ausstattung und dazu noch vom Staat betrieben. Hier dürften die Wände Ohren haben. Um dem ganzen Schauspiel aber etwas Glaubwürdigkeit zu geben, konnte der Fernseher (30kg Röhrentrumm aus Korea) immerhin BBC World empfangen.

Lankaran-Teheran